exhibition

Der Sturm. Dreizehnte Ausstellung. Alfred Réth, Julie Baum Gedächtnisausstellung


ID: 535, Status: proof read
Exhibition period:
Feb 21‒Mar 1913
Type:
group
Organizing Bodies:
Der Sturm
Currency:
M (German Mark)
Quickstats
Catalogue Entries: 100
Types of Work: painting and drawing: 61, unknown: 39
Artists: 2
Gender: female: 1, male: 1
Nationalities: 2
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Date Title City Venue Type
Date Title City Venue # of common Artists
Opening Hours
daily: 10am - 6pm; sun: 10am - 2pm
Catalogue
Der Sturm. Dreizehnte Ausstellung. Alfred Réth, Julie Baum Gedächtnisausstellung. Berlin: Verlag Der Sturm 1913.
Nr. of pages: [PDF page number: 2].
Holding Institution: online: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Munich
Preface
Alfred Réth: [no title], 1 p.

"Mein Bild aus Varengeville (1.) ist eigentlich jenes Werk, das ich als mein erstes betrachte. Es entstand in einer Zeit, in der ich ganz und gar blind dem lnstinkt folgte, ohne die Kontrolle des Geistigen anzulegen. Aber der Künstler kommt notwendig auf einen Punkt, an dem er beginnen muß bewußt zu arbeiten. Das Bild 5 hatte ich im Salon D'automne ausgestellt. Es machte in den großen Sälen bei einer anderen Beleuchtung als der von mir persönlich bevorzugten auf mich den traurigsten Eindruck. Ich fand es sehr schwach in Farbe und Komposition. Ich antwortete mir mit dem Bild 6 in der Ausstellung der Indépendants, es wurde genau das Gegenteil des vorigen. Dieses Bild bedeutet eine große Veränderung in meiner Arbeit.
Ich merkte, daß es falsch ware, den sogenannten "Charakter" der Dinge zu geben; das ist zum Beispiel: die längliche Form eines Flaschenhalses zu den genau entsprechenden Proportionen des dicken Bauches; der dicke große Stamm eines Baumes mit den dünnen breiten Zweigen, das Verhältnis des großen Leibes zum kleinen Hals beim Menschen.
Von dieser Zeit an schuf ich nur Kompositionen: ich war bemüht, rein das Verhältnis der Massen untereinander darzustellen. Das Problem lag darin, die absolute Allgemeingültigkeit der Form zu finden, jedoch gleichzeitig durch die A n o r d n u n g d e r V e r h ä l t n i s s e die Form in iedem Einzelfalle als einmalig und persönlich erscheinen zu lassen.
Jedesmal wenn ich meine Arbeiten unbefriedigt betrachtete, und das herauszuholen versuchte, das mir einzig von Ausdruckswert zu sein schien, stieß ich auf ein ganz bestimmtes Formverhältnis.
Die bildenden Künstler, die ernsthaft arbeiten, kommen sehr oft nach vielen inneren Mühen, auf solche Formverhältnisse; aber sie pflegen ihre Entdeckung ihre i n n e r e R e g e l, meist zu verschweigen aus Furcht, man könnte sie für reine Theoretiker des Raisonnements halten.
Da ich glaube, daß der bewußte Arbeiter sich auch äußern kann, will ich ruhig von den mir naheliegenden numerischen Formverhältnissen reden: es ist das Verhältnis 2-7. Und ich habe gefunden, daß, wenn man die große Kunst der Primitiven untersucht, man auf dieselben Proportionen stößt. Ich glaube nicht, daß die Wurzeln der Kunst zeitlich sehr unterschiedlich sind. So bin ich der Meinung die Kunst unserer Zeit unterscheide sich von der großen Kunst der früheren Epochen nicht durch die Qualität, sondern durch Pflicht des Künstlers, seine Erkenntnisse bewußt anzuwenden. – Erkenntnisse, die ein primitiver Meister vielleicht instinktiv traf, geleitet und an Entgleisungen gehindert allein durch bestimmte Mitteilungen der Religion und Kultsitte seiner Zeit.
ln dieser Epoche entstanden die Bilder 14 bis 24. Aber ich fand, daß auch diese Bilder noch viel zu sehr Anlehnungen an die direkte, materielle Natur waren.
Ich bin des Glaubens, daß die Kunst nicht in einem Wettstreit mit der Natur steht, mit Stimmung, Psychologie, Empfindung, sondern daß es Sache der Kunst ist, räumlich die V o r s t e l l u n g e n auszudrücken, die der menschliche Geist von den Dingen hat. So gewiß es keine malerische Dichtkunst oder Musik und keine literarische oder musikalische Malerei geben kann, so gewiß jeder Versuch der Venmischung oder Verschiebung der Künste unsinniges hervorbringt, so gewiß ist auch, daß die Tatsache der Produktion, des Schaffens in Kunst, dieselbe Wurzel im menschlichen Innern hat. Und so gibt es allerdings auch ein Moment der Malerei, das den anderen Künsten entspricht, wie es auch ein Moment der bildenden Kunst gibt, das der Natur entspricht.
Die Dichtung und die Musik haben ihren Anfang in der Zeit. Das Zeitliche scheint bei der bildenden Kunst ganz ausgeschaltet zu sein; aber das scheint nur so. Man gestehe sich ein, daß es durchaus unmöglich ist, ein Bild mit einem einzigen Blick zu umfassen, wie ein volkstümlicher Ausdruck lautet. lnstinktiv nimmt das Auge seinen Anfang und gleitet in einer bestimmten Zeit über das Bild. Nur die illusionistisch-naturalistische Perspektivmalerei wünschte über diesen Vorgang zu täuschen.
Eine wichtige Aufgabe des bildenden Künstlers ist es, das Auge des Schauenden zu leiten. ln den fünf Bildern 32 bis 36 habe ich bewußt versucht, rein durch die Formverhältnisse diesen Anfang in der Zeit für unser Auge aufzustellen.
Hier tritt dann auch wieder die rein geistige Parallele auf, die in der bildenden Kunst den Verhältnissen in der direkten Natur wahrhaft entspricht. Wie nämlich in der Natur etwa das Schwebende, Unbestimmte einer Landschaft, das, was wir Milieu oder Stimmung nennen, eine menschliche Gestalt in ihr erst wirklich klar als lebendigen Organismus erscheinen läßt; so sind es auf dem Vorstellungsbilde unseres Geistes gewisse vag gefärbte, nicht andere entschieden umrissene Formenmassen um so energischer, als die bedeutungsvollen Konstruktivelemente der geistigen Anschauungswelt hervortreten lassen.
Und ich glaube, daß das bewußte Aufdecken des undenkbar großen Unterschiedes zwischen der Kunst und der Natur innerhalb des Schaffens die Kunst erst wahrhaft befreit von der Vereinzelung ihrer Stellung in unserer Zeit und sie zu einer wirklichen Angelegenheit unseres Lebens machen kann. Unseres Lebens, das uns bestimmt als Instinktwesen des Geistes.
Alfred Réth
Uebertragen aus dem Französischen", n.p.
Catalogue Structure
Preface, n.p.
"Alfred Réth"
– "Gemälde", cat. no. 1-36
– "Aquarelle", cat. no. 37-50
– "Zeichnungen", cat. no. 51-65
– "Akte", cat. no. 66-80
"Julie Baum Gedächtnisausstellung", cat. no. 1-24, after cat. no. 80
Additional Notes
No date given. Date information taken from Zentralinstitut für Kunstgeschichte München: [https://www.zikg.eu/bibliothek/studienzentrum/pdf/kataloge-der-galerie-201eder-sturm201c/enders_ausstellungen-berlin_2017 Galerie der Sturm – Ausstellungen außerhalb der Berliner Galerie]

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Name Date of Birth Date of Death Nationality # of Cat. Entries
Alfred Reth 1884 1966 FR 76
Julie Baum 1862 1912 DE 24
Recommended Citation: "Der Sturm. Dreizehnte Ausstellung. Alfred Réth, Julie Baum Gedächtnisausstellung." In Database of Modern Exhibitions (DoME). European Paintings and Drawings 1905-1915. Last modified Dec 23, 2019. https://exhibitions.univie.ac.at/exhibition/535