exhibition

Ausstellung Philipp Helmer


ID: 1466, Status: completed
Exhibition period:
Oct 1915
Type:
solo
Organizing Bodies:
Moderne Galerie (Heinrich Thannhauser)
Quickstats
Catalogue Entries: 67
Types of Work: unknown: 67
Artists: 1
Gender: female: 0, male: 1
Nationalities: 1
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Date Title City Venue Type
Catalogue
Ausstellung Philipp Helmer. 1915.
Nr. of pages: [PDF page number: 23].
Holding Institution: Bayerische Staatsbibliothek
Preface
[no author]: Philipp Helmer, 4p.

"„Die Zusammenfassung „Wilhelm Leibl und sein Kreis“ ist im Laufe der letzten Jahre allmählich zu einem recht willkürlich festgelegten Begriff geworden. Es geziemt sich, einmal nachdrücklich darauf hinzuweisen, daß wir bei aller Verehrung der künstlerischen Größe Leibls und bei aller Anerkennung seiner Genossen, welche durch den Nachweis eines persönlichen Verkehrs mit dem Meister de Ehre unmittelbarer Gefolgschaft teilhaftig wurden, alle jene Maler aus der Diez-, Lindenschmit- und Piloty-Schule nicht übersehen dürfen, deren Tätigkeit dem „Leiblkreise“ nahesteht und deren Arbeit zweifellos zu der gleichen Bedeutung erhoben werden dürfen, die man rein äußerlich urteilend den Mitgliedern des Leiblkreises als selbstverständlich zubilligt. Auch diese Maler, vor allem der Lindenschmitz- und Diez-Schule – es sind ihrer nicht wenige -, dürfen das Recht beanspruchen, im Zusammenhang mit dem „Leiblkreise“ genannt zu werden. Leider hat diese Gemeinsamkeit zunächst der Atelierprinzipien und der Technik, die zwischen ihnen und dem Leiblkreise besteht, auch eine Folge gehabt, die eine schwere Ungerechtigkeit gegen ihr Talent und ihre künstlerische Ehrlichkeit in sich begreift. Während sie selbst verkannt und verbittert eine bescheidene Existenz führten, München verlassen hatten, wo andere, entgegengesetzte Anschauungen zur Herrschaft gekommen waren, hat es sich ereignet, daß Werke von ihrer Hand unter Leibls Namen in Galerien und Privatsammlungen gelangten oder mehrfach auch namenlos mit der allgemeinen Bezeichnung „Münchner Schule von 1870“ die Aufmerksamkeit eines jeden erregten, der sich kritisch mit dieser wichtigsten Epoche der Münchner Kunst beschäftigte.
Gleich Frank Duveneck und Theodor Alt ist es Philipp Helmer beschieden gewesen, daß seine Werke unter großem Namen im Kunsthandel und Museumsbesitz erschienen, ohne für die Eigenart ihres wirklichen Schöpfers laute Sprache führen zu können, der sich unterdessen in ein schlichtes Künstlerdasein nach Olching zurückgezogen hatte. Ein ausgezeichnetes Frauenbildnis der Wiener Staatsgalerie, das vor etwa einem Jahrzehnt als Arbeit Wilhelm Leibls erworben wurde, ist zweifellos als eine der frischesten [n.p.]
Schöpfungen Philipp Helmers anzusprechen, und ebenso muß ein anderes charakteristisches Porträt aus dem Elberfelder Museum, das im Mittelunkt diese Ausstellung steht, dem Maler zurückgegeben werden. Es ist das Verdienst Julius Meier-Graefes, der in der ersten Auflage seiner Entwicklungsgeschichte der bildenden Kunst vor zwölf Jahren als Erster auf Theodor Alt, den jetzt erst allgemein Anerkannten, hingewiesen hat, daß er in der neuen Bearbeitung seines Buches auch der Wichtigkeit Philipp Helmers mit hohen Worten gerecht geworden ist. Gleichzeitig haben erfolgreiche Nachforschungen von anderer Seite ein vorzügliches Material zusammengebracht, das in Vereinigung mit Helmers Nachlaß eine Gedächtnis-Ausstellung zu Ehren des Künstlers um so mehr rechtfertigt, als diese gleichzeitig die nachträgliche Anerkennung eines zu Unrecht Vergessenen erstreben möchte.
Bevor wir uns dem, ähnlich wie Theodor Alt, nach drei Seiten gerichteten künstlerischen Schaffen Helmers zuwenden, mögen die knappen biographischen Daten seines stillen Lebensganges hier verzeichnet stehen. Philipp Helmer wurde am 26. Mai 1846 in Trippstadt (Rheinpfalz) geboren als Sohn eines Maurers, besuchte die Volksschule und half dann bei Bauarbeiten, bis es ihm gelang, bei einem Gipsformator in Kaiserslautern eine Anstellung zu erhalten. Ueberzeugt, zum Bildhauer das nötige Talent mitzubringen, bezieht der Achtzehnjährige 1864 die Münchner Akademie und wechselt hier, ohne Stimmung zu finden und Fortschritte zu machen, als Gehilfe bei Gedon, Hirt, Lossow ab, erhält sogar ein Stipendium des Königs Ludwig I. und wendet sich endlich unentschieden dem beliebtesten Lehrer der Münchner Akademie zu, Hermann Anschütz. Aber auch bei diese, will es den Zweifelnden nicht lange halten, mit Lindenschmit befreundet und von seinen Anregungen besonders überzeugt, aber erst später und nur für kurze Zeit eigentliches Mitglied diese Schule, besucht der unterdessen ganz zur Malerei übergegangene Helmer Alexander Wagners Atelier, aus dem er bald wieder ausscheidet, um jenes sorglose, zwischen Unsicherheit und Selbständigkeit schwankende Künstlerdasein zu führen, das wir alle aus den Romanen der Hopfen- und Spielhagenzeit kennen und das für das Münchner Kunstleben unmittelbar nach dem Kriege von 1870 bezeichnend ist. Schon vorher war Helmer mit Leibl und seinen Freunden, vor allem mit Hirt und Alt, in Verbindung getreten, nachdem ihm die [n.p.]
berühmte Ausstellung von 1869 über die in diesem Kreise zu gewinnenden künstlerischen Vorteile entscheidende Lehren gegeben und seiner Kunst die richtige Bahn gewiesen hatte. Als ein treuer Bekenner einer auf malerischem Wege unter möglichstem Verzicht auf Gegenstand und Anekdote zu gewinnenden Realistik beginnt Helmer nunmehr im Anschluß an den engen Kreis der Genossen Leibls seine künstlerische Tätigkeit, die ihre persönliche Note besonders auf der Seite des Porträts, später erste bei der Landschaft empfängt. Da der erwünschte Erfolg ausbleibt, werden Versuche in der Genremalerei begonnen und gelegentlich auch Interieur-Studien im Sinne Springs und der Diez-Schule gemalt. Während die Genossen sich nach allen Seiten zerstreuen, bleibt Helmer in München. Später übersiedelte er, wie bereits bemerkt, nach Olching, wo er bis zu seinem Tode am 18. Mai 1912 für den Glaspalast und den Kunstverein meist an kleinen Landschaften und Genrebildern, häufig aus dem Kinderleben, arbeitete, die ihm selbst als nichts anderes erschienen, denn als „Verkaufsbildchen“ zur Erhaltung seiner anspruchslosen Existenz. Die Bedeutung seiner Jugendzeit hat er, und das Ist das Tragische in seinem Schicksal, erkannt und eingeschätzt.
Wir haben gesagt, daß sich das Werk Philipp Helmers, wie es diese Ausstellung uns nahebringt, unter denen wohl das Porträt des bekannten Modells Clemens von Sicherer wegen des Vergleiches mit der minutiösen Feinmalerei Leibls ein besonderes Interesse finden wird. Wie Leibl bevorzugt Helmer die Malerei Grau in Schwarz und Blau und das Hervorheben der weißen Halskrause. Aber im Gegensatz zu Leibl und Alt wirkt der Helmersche Farbauftrag ähnlich wie bei Duveneck flüssiger, improvisatorischer. Die Pinselführung arbeitet mit breiteren Flecken als sie Leibl gewagt hätte. Helmer geht in einer der impressionistischen Akzentuierung nahe kommenden Weise am kühnsten vor, ein weinroter, breit hingesetzter Fleck muß die Ohrmuschel andeuten, die Modellierung des Gesichts wird pastos unterlegt und von den Rändern scharf abgeschnitten. Auch die besonders hervortretenden Gesichtspartien kommen plastisch heraus. Die Schatten am Halse unter dem Kinn und hinter dem Ohr, rücksichtslos gegeben, bringen den Natureindruck nicht mit der spitzpinseligen Feinheit Leibls hervor, sondern äußern eine für die damalige Zeit höchst beachtenswerte Initiative der Technik, wie sie dann Wilhelm Trübner zu hoher [n.p.]
Bravour erhob. So erscheinen uns alle diese Bildnisse Philipp Helmers, als vortreffliche Zeugnisse einer von malerischen Bedingungen allein bestimmten realistischen Arbeitsweise, deren Resultate wohl verdienend, der Vergessenheit entzogen zu werden, um Philipp Helmers Namen wieder zu Ehren zu bringen. Denn die Tüchtigkeit seines Könnens und die Eigenart seiner Technik gibt ihm nächst dem Leiblkreise einen gesonderten selbstständigen Platz.
Wenn wir diese ganze Kunstbewegung, wie sie in den Jahren 1868 bis 1873 in München voranschritt, nicht ohne Einseitigkeit als Frucht eines gemeinsamen Strebens aller Beteiligten nach einer von koloristischen Prinzipien angeregten Steigerung der realistischen Technik betrachten wollen, würden seine Landschaften und Interieurs in Schuchs Nähe aufrücken. Helmer hat Innenräume gemalt, wie etwa Wilhelm Diez seine kostbaren Studien aus Burghausen sah, aus Freude an der malerischen Gruppierung eines Naturausschnittes. Helmers Landschaften zeigen ebenfalls gelegentlich einen ausgesprochenen Zug dieser momentmäßigen skizzenhaften Behandlung, sie entbehren daher mehrfach des Widerspiels von Schatten und Licht, weil Sie ganz auf grauschwarz gestimmt sind und den Eindruck farbiger Radierungen machen. Bei den Interieurs von Helmer finden sich erlesen Stücke einer virtuosen Farnkomposition, die an die gefeierten Arbeiten von Albert von Kellerschen Frühzeit heranreichen.
Wir sind für das Werk eines Künstlers, wie es Philipp Helmer war, dankbar vor allem auch aus dem Grund , als es für die Kenntnis einer Zeitperiode, für die bisher die süßliche Genremalerei als die in der Münchner Akademie alleinvorherrschende bezeichnet wurde, ein neues und vorzügliches Material zum Zweck eines Gegenbeweises zeigt. Rückschauend auf dem Weg der Entwickelung, den die Münchner Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgelegt hat, wird es von jetzt an notwendig sein, auch auf die Stätte zu weisen, bis zu welcher Philipp Helmer mit Leibl und seinen Genossen Schritt gehalten hat. [n.p.]"
Catalogue Structure
Preface "Philipp Helmer", 4p.
Reproductions, Tafel I-XV
Catalogue, cat. no. 1-67, 3p.

+Gender Distribution (Pie Chart)

+Artists’ Age at Exhibition Start(Bar Chart)

+Artists’ Nationality(Pie Chart)

+Exhibiting Cities of Artists(Pie Chart)

+Catalogue Entries by Type of Work(Pie Chart)

+Catalogue Entries by Nationality(Pie Chart)

Name Date of Birth Date of Death Nationality # of Cat. Entries
Philipp Helmer 1846 1912 DE 67
Recommended Citation: "Ausstellung Philipp Helmer." In Database of Modern Exhibitions (DoME). European Paintings and Drawings 1905-1915. Last modified Dec 19, 2019. https://exhibitions.univie.ac.at/exhibition/1466