Achtzehnte Ausstellung der Berliner Secession

“AUSSTELLUNGSLEITUNG:
MAX LIEBERMANN, I.Vorsitzender
MAX KRUSE
MAX SLEVOGT
LOVIS CORINTH
AUGUST GAUL
FRITZ KLIMSCH
PAUL CASSIRER
HANS BALUSCHEK
GEORGE MOSSON
KARL WALSER
EMIL RUD. WEISS”

daily: 9am - 7pm

Nr. of pages: 69 [PDF page number: 136].
Holding Institution: online: archive.org

[no author]: Vorwort, p. 9-11

VORWORT
Die Berliner Secession begeht heuer ihr
zehnjähriges Bestehen. Frei und allein
auf sich selbst gestellt, hat sie unentwegt
die Pflege der Kunst verfolgt. Zu diesem Zweck
hat der Verein sich von Anfang an zur Aufgabe
gestellt, Bilder, welche als die Blüten der Malerei
anerkannt sind, für seine Ausstellungen zu ge-
winnen, um durch diese Schöpfungen eines Teils
den Künstlern eine Richtschnur für eignes Schaffen
zu geben und andern Teils sie als Gradmesser zur
Aburteilung anderer Werke hinzustellen. So
wurden die grossen französischen Maler des
zweiten Empires bei uns heimisch: Manet, Monet,
Renoir, Degas, Daumier und der grösste moderne
Bildhauer Frankreichs: Rodin: aber auch die
Grössten Deutschlands haben wir in gleicher
Weise gefeiert: Böcklin und Leibl, Oberländer
und Thoma; in der letzen Schwarz-Weiss-Aus-
stellung den Altmeister und Vorgänger Menzels:
den berühmten Pferdemaler Franz Krueger.
Als im vorigen Jahre in Berlin die epigonen-
hafte Porträtkunst der Engländer Gainsborough,
Reynolds usw. unverdiente Triumphe errang, be-
Mühten wir uns, durch Vereinigung der besten
Bildnisse Leibl's ein Beispiel deutscher Porträt-
kunst jener Ausstellung gegenüberzustellen.
Zur Erkenntnis des Malers Hans v. Marrées haben
wir bereits vor etwa sieben Jahren die Wege
geebnet, als wir von ihm eine Kollektion zur Aus-
stellung gebracht hatten.
Ähnlich wie vor drei Jahren von uns der jung
verstorbene, tüchtige belgische Maler Evenepoel
dem Publikum in seinen hervorragendsten Bild-
nissen vorgeführt wurde, ist es uns auch dieses
Mal gelungen, Porträts des Schweden Josephson
zu zeigen. Er ist für Deutschland bis dahin
unbekannt gewesen, aber in Schweden als der
Vorläufer und Lehrer der besten Maler der
lebenden Generation seines Landes überall an-
gesehen.
Ferner ist es dem Vorstande gelungen, eines der
interessantesten und schönsten Werke Cézanne's
auszustellen.
Cezanne ist der Vater der neuesten modernen
Bewegung in der Malerei. Seine Auffassung
von starken Farben und geschlossener Formen-
sprache finden wir in den jüngsten Schöpfungen
modernster Empfindung wieder. Diesem Suchen
nach Neuem, das einen guten Teil der jüngsten
Generation bewegt, sind wir dahin gerecht ge-
worden, dass wir auch diesen Künstlern, unserer
Pflicht gemäss neue Talente zu suchen und zu
fordern, Platz in unsren Räumen gewährt haben.
Am Schluss des Dezenniums haben wir als
schwersten Verlust den Tod unseres innig ver-
ehrten und geliebten Walter Leistikow zu be-
klagen. Er war der Schöpfer und das tätigste
Mitglied der Secession gewesen.
Freundespflicht und Dankbarkeit schuf diese
Gedächtnisausstellung ihm zur Ehre. Noch ein-
Mal sind die hervorragendsten Werke aus seinem
schaffensreichen Leben hier in einem Saale ver-
eint zu bewundern. Aus seinen Anfängen durch
das Bild der Dresdener Galerie, dann durch
alle Epochen seines Strebens hindurch zeigen sie,
welcher grosse Künstler er gewesen.
Vor allen Dingen muss der Verein den Dank
aussprechen den Besitzern Leistikow'scher Bilder,
die sie mit Freuden zu dieser Gedächtnisaus-
stellung hergeliehen: den Galerien von Dresden
und Magdeburg, dem Magistrat von Charlotten-
burg und den Besitzern der übrigen Bilder.

"Vorwort", p. 9
"I. Ölgemälde und Aquarelle", cat. no. 1-272, p. 13-42
"II. Plastiken", cat. no. 275-327, p. 43-49
"III. Mitglieder-Verzeichnis der Berliner Secession", p. 51-69

special consideration:
Leistikow, Walter, cat. no. 145-159, p. 27-29

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