exhibition

Der Sturm. Erster Deutscher Herbstsalon


ID: 591, Status: proof read
Exhibition period:
Sep 20‒Dec 1, 1913
Type:
group
Organizing Bodies:
Der Sturm
Currency:
M (German Mark)
Ticket Price:
1 [day]; 2 [multiple entry]
Quickstats
Catalogue Entries: 352
Types of Work: painting and drawing: 66, other medium: 24, unknown: 262
Artists: 84
Gender: female: 6, male: 74
Nationalities: 17
Leaflet | Map data © OpenStreetMap contributors, CC-BY-SA, Imagery © Mapbox
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Opening Hours
daily: 10am - 7pm
Catalogue
Der Sturm. Erster Deutscher Herbstsalon. Berlin: Verlag Der Sturm 1913.
Nr. of pages: 31 [PDF page number: 81].
Holding Institutions: online: Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Munich, online: archive.org, online: Fondazione Memofonte
Catalogue Price
2
Preface
Walden, Herwarth: Vorrede, p. 5-8.


"Mit diesem Ersten Deutschen Herbstsalon wird ein Ueberblick über die neue Bewegung in den bildenden Künsten aller Lander gegeben. Ein
Ueberblick, der zugleich das Blickfeld der Zeitgenossen erweitern wird. Der größte Teil der Zeitgenossen ist zu stolz ausseine Augen, mit denen er nict einmal sehen gelernt hat. Er verlangt vom Bildwerk die Wiedergabe des eigenen optischen Eindrucks, der nicht einmal sein eigener ist. Hätte er ihn, so wäre er schon künstferisch. Künstler sein heißt eine eigene A n s ch a u u n g haben und diese eigene Anschauung gestalten können. Die Einheit von Anschauung und Gestaltung ist das W e s en der Kunst, ist die Kunst. Die großen Neuerer des neunzehnten Jahrhunderts haben ein doppeltes Erbe hinterlassen, ein materielles, das ihren Epigonen von heute zusiel und das diese angstvoll festhalten, und ein geistiges, das mit dieser Ausstellung vorgeführt wird. Jene klammern sich an die Form, die Größere geschaffen hahen. Statt eigenes zu gestalten, ahmen sie Gestalten vergangener Bilder nach. Und zwar nur die Bilder, nicht einmal die so kläglich oft herbeigerufene Natur. Und Nachahmung kann nie Kunst sein, ob sie nun von den Bildem oder von der Natur genommen ist. Diese affenhasfe Fähigkeit vermißt man nun hei den Künstlern der Gegenwart, die das geistige Erbe der großen Neuerer angetreten haben. Man redet von dem Fehlen der Form, man sollte reden von dem Fehlen der Uniform. Menschen sind wir zwar alle, aber trotzdem gleicht kein Körper dem anderen. Das Gleichen wird nur durch die Uniform erreicht. Man bleibt sich gleich, auch wenn die Mode die Uniform wechseln läßt. Selbst ein sich Zurückanziehen in Biedermeierröcke, römische Togen oder griechische Faltenkleider ändert am Körper nichts. Den Körper ändert ausschließlich der Geist, dem der Körper dient. Natürlch kann man nicht Geist malen, aber den Körper ohne Geist zu malen ist erst recht keine Kunst. Kunst ist die perfönliche Gestaltung eines persönlichen Erlebnisses. Das einzige, was den Künstler bindet und ihm Halt gibt, ist das Material seiner Kunst. Jede konventionelle Form aber ist ein Gerüst für einen einstürzenden Bau oder ein Korsett für einen verfallenden Körper. Kunst ist Gabe und nicht Wiedergabe. Wenn man eine edle Fruent genießen will, muß man die Schale opfern. Auch die schönste Schalt täuscht nicht über die Schalheit des lnneren fort. Der Maler malt, was er schaut mit seinen innersten Sinnen, die Expression seines Wesens, alles Vergängliche ist ihm nur Gleichnis, er spielt Leben, jeder Eindruck von Außen wird ihm Ausdruck von Innen. Er ist der Träger und der Getragene seiner Visionen, seiner inneren Gesichte. Kann er dafür, daß Gesichter anders aussehen? Klang denn die neunte Symphonie Beethoven aus der schönsten Landschaft entgegen? Wurde ihm sein Rhytmus vormarschiert? Wohl aber ließ er Menschenheere nach seinem Willen stürmen, siegen oder fallen. Grünewald und Greco bildeten die Menschheit nach ihren Bildern um. Die jüngstvergangene Malerei stellte die Menschheit zu Kostümfesten auf. Die Künstler haben nicht mehr gebildet, dafür waren sie es. Der wirkliche Künster muß der Bildner seiner Bildungen sein. Und die Gebildeten insgesamt follten sich endlich entschließen, aus der Passivität der Bildung zur Aktivität des Bildes aufzuschauen.
Ich fühle mich zur Veranstaltung dieser Ausstellung berechtigt, weil ich von dem Wert der hier vertretenen Künstler überzeugt bin. Weil ich mit den bedeutendsten Künstlern dieser neuen Bewegung persönlich befreundet bin. Befreundet durch eine Freundschaft, die durch gleiche künstlerische Anschauungen und Empfindungen entstanden ist. Der materiellen und tatkräftigen Hilfe eines reinen Kunstfreundes dieser Bewegung habe ich das äußere Zustandekommen diefer internationalen Ausstellung zu verdanken. lch kann hier nicht kritisch=analytisch meine Ueberzeugung von den vorhandenen künfilerischen Werten im einzelnen begründen. Es wird während der Ausstellung durch Vorträge und Führungen Gelegenheit dazu sein. Wirkliche Kunstkenner haben mir hierbei ihre Unterstützung zugesagt. lch bin sicher, daß der unkünstlerische Teil des Publikums über diese Ausstellung und über mich lachen wird. Und ein guter Teil des Publikums auch, das sich ohne Berechtigung für künstlerisch hält. Diese Herrschaften möchte ich befonders warnen. Nach den zehn Jahren des Vereins für Kunst liegen die Erfahrungen für die Literatur bereirs vor. Diese Herrschasten und ebenfo die Durchschnittskritiker amüsierten sich über Heinrich Mann, über Alfred Mombert, über Karl Kraus und Else Lasker-Schüler. lhre künsterische Bedeutung findet man heute nach kaum zehn Jahren und weniger sogar von den harmlosesten Tageszeitungen bestätigt, was natürlich weder für die Künster, noch für die Tageszeitungen etwas bedeutet. lch nenne hier nur die wichtigsten Namen, die durch den Verein für Kunst zum ersten Mailin die größere Oeffentlichkeit gebracht wurden. Es liegen aher auch bereits Erfahrungen für die bildende Kunsr vor. Als Oskar Kokoschka in jeder Nummer des ersten Jahrgangs der Zeitschrift Der Sturm mit graphiichen Arbeiten gezeigt wurde, lachten die Kunstkenner und selbst der verdiente Kunitkritiker, der heute nicht mehr weiß, wohin wir treiben, verspottete die Kritzeleien. Heute, nach drei Jahren, reißt man sich um die verhöhnte Graphik. Es gibt sogar naive Leute, die behaupten, daß die Maler heute „so" aus geschäftlichen Gründen malen, und daß Der Sturm diese Maler aus geschäftlichen Gründen vertritt und nicht aus künltferischer Ueberzeugung. Einem dieser Herren, einem Kunitkritiker, habe ich zur Zeit Gelegenheit gegeben, vor Gericht den angebotenen Beweis zu erbringen. Er will nichts weniger beweisen, als daß „Kandinsky lediglich aus Geschäftsrücksichten sich dieser futuristischen Kunstrichtung angeschlossen habe." Zu diesem Wahn versteigt sich der Haß gegen Kunst. Solche Dinge können meine Freunde und mich in ihren Bestrebungen weder beirren noch hindern.
Uns ist nicht das Leben die Kunst. Aber die Kunst das Leben."

Die Aussteller: Vorwort, p. 9.

"Wir leben heute nicht in einer Zeit, in der die kunst die Helferin des Lebens ist. Was heute an echter Kunst entsteht, scheint eher der Niederschlag aller Kräfte zu sein, die das Leben nicht aufzubrauchcn, aufzusaugen vermag, sie ist die Gleichung, die abstrakt gesinnte Geister aus dem Leben ziehen, wunschlos, zwecklos und ohne Hader.
In anderen Zeiten ist die Kunst die Hefe, die den Teig der Welt durchsäuert solche Zeichen sind heute fern. Bis sie erfüllt sind, muß sich der Künstler in gleicher
Ferne vom offiziellen Leben halten.
Das ist der Grund unserer selbstgewählten Abschließung gegen die Anträge, die die Welt uns macht; wir wollen uns nicht mit ihr vermischen. Unter diefer "Welt" rechnen wir auch die uns wesensfremden Künster, mit denen gemeinfam zu arbeiten uns unmöglich scheint, nicht aus „kunstpolitischen" Gründen, von denen heute so viel
geredet wird, sondern aus rein künstlerischen Gründen."
Catalogue Structure
"Vorrede", p. 5-8.
"Vorwort", p. 9.
"Henri Rousseau Gedächtnisausstellung", cat. no. 1-22, p. 11.
Cataloge, cat. no. 25-366, p. 12-31
Advertisment, p. 32
Reproductions, n.p.
Additional Information
Other Mediums listed
Participant Addresses listed
Additional Notes
Catalogue date information: "1913" Addtional date and location information taken from:
Donald E. Gordon: Modern Art Exhibitions 1900-1916 [Vol. 2/2], 2/2. Munich: Prestel 1974.

Ticket and catalogue price ("Katalog im Kupfertiefdruck mit 50 Abbildungen") taken from: Der Sturm, 4. Jg., Nr. 184/185, p. 128.
Details about the address of the exhibition can be found in
Lili Weissweiler: Futuristen auf Europa-Tournee. Zur Vorgeschichte, Konzeption und Rezeption der Ausstellungen futuristischer Malerei (1911-1913). Bielefeld: transcript Verlag 2009. p. 173.

+Gender Distribution (Pie Chart)

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+Artists’ Age at Exhibition Start(Bar Chart)

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+Artists’ Nationality(Pie Chart)

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+Places of Activity of Artists(Pie Chart)

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+Exhibiting Cities of Artists(Pie Chart)

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+Catalogue Entries by Type of Work(Pie Chart)

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+Catalogue Entries by Nationality(Pie Chart)

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Recommended Citation: "Der Sturm. Erster Deutscher Herbstsalon." In Database of Modern Exhibitions (DoME). European Paintings and Drawings 1905-1915. Last modified Apr 9, 2024. https://exhibitions.univie.ac.at/exhibition/591